Am 12.Mai 2015 nahm ich erneut am Olympia-Projekt teil. Spannend war diesmal, dass sich die Situation im Vergleich zur letzten Wochen radikal geändert hatte: Während in der letzten Woche die Gruppen noch zu sich fanden, bestand diese Stunde daraus, dass vier Gruppen nebeneinander und ohne sich ins Gehege zu kommen im Raum an ihren Aufgaben arbeiteten.
Die Kommunikation-Gruppe arbeitete an einem Text, die Design-Gruppe stellte am Logo und ersten Ideen für ein Outfit, die Videodreh-Gruppe war mit dem Auswählen und Schneiden erster Szenen für ihr Video beschäftigt und die Musik-Gruppe arbeitete am Song.
Lehrer_innen (nur noch) als Berater_innen
Elke Olympia und Johannes Olympia wurden entweder von den Gruppen als Unterstützung hinzugezogen, beispielsweise um technische Fragen (»Wie bekommen wir es hin, die Olympischen Ringe konsequent als Hintergrund im Bild zu haben?«) der Video-Gruppe zu beantworten, oder um Feedback, also von den Gruppen erbetene Rückmeldungen zu geben.
Alles in allem habe ich im Vergleich zur letzten Woche einen großen Schritt in Richtung Ziel erkannt. Es schien, als würden die Gruppen nun genau wissen, worum es geht und wofür sie eintreten, d.h., was ihnen wichtig ist.
Die Gruppen haben miteinander gearbeitet. Sie haben Aufgaben verteilt oder gleichzeitig an einer Sache gearbeitet. Während etwa die Design-Gruppe die Aufgaben Logo- und Outfit-Gestaltung unter den Mädchen verteilte, arbeitete die Video-Gruppe gemeinsam in einer App (das liegt m.E. gewissermaßen nahe, da es schwierig wäre, vier verschiedenen Filme auf vier verschiedenen Tablets von vier verschiedenen kreativen Köpfen später in ein Gruppenergebnis umzuwandeln.).
Die Musik-Gruppe auf dem Weg zur Musikgruppe
Ich unterstützte die Musik-Gruppe. Was mich erstaunte, war die Tatsache, dass ihr Ziel aus der letzten Woche, einen ganz besonderen Dub-Step-Song zu entwickeln, sich scheinbar nicht zur leitenden Prämisse des Arbeitens entwickelt hatte. Das heißt, dass es mir stellenweise so erschien, als wären sie in der letzten Woche klarer gewesen, was sie wollen. Ich möchte im Folgenden meine Beobachtung zweifach interpretieren. Es soll damit deutlich werden, dass die Musik-Gruppe bereits einige Probleme gelöst hat und andere noch vor sich hat:
1) Die Auswahl einer geeigneten App: Ich hatte selbst im letzten Beitrag erwähnt, dass die Auswahl einer Musikapp für das Komponieren der Hymne weitaus komplizierter ist, als es scheinen mag. Die Gruppe wirkte noch nicht ganz sicher darüber zu sein, welche App die für ihre Ansprüche passende ist. Wie Johannes Olympia mir berichtete, hatte sich die Musiker_innen für Yellofier entschieden. Im Unterricht arbeiteten sie jedoch wieder mit SPC.
2) Gruppenkomposition und unterschiedliche Musikgeschmäcker: Gruppenkomponieren gehört m.E. eher in die Kategorie derjenigen Umgangsweisen mit Musik, die im Schulalltag eher selten vorkommen. Und weiter bedeutet mit anderen Komponieren auch immer die Konfrontation mit anderen Meinungen, Geschmäckern. Das heißt nämlich, dass man in der Gruppe gemeinsam darüber abstimmen muss, wohin es musikalisch gehen soll, was musikalisch akzeptabel oder doof ist.
Hierbei ist hervorzuheben, dass die Musikgruppe erstens schon eine Vorstellung von der Form des Songs hatte: nämlich einen ruhigen Anfang, eine Strophe mit eher wenigen Teilen, die im Refrain um weitere ergänzt werden. Zweitens hat jede/r unter ihnen schon viele Ideen entwickelt.
3) Gruppenkomponieren als Komponieren in einer Gruppe: Der Kompositionsprozess hängt aber maßgeblich mit Gruppenbildung bzw. Teamwork zusammen. Ich beobachtete das Arbeiten der Gruppe so, dass jede/r an eigenen Ideen weiterarbeite, aber noch nicht zusammen an einer.
Ich frage mich nun, ob es nicht besser wäre, nur mit einem Tablet gemeinsam zu einer Idee zu kommen. Denn im Gegensatz etwa zur Design-Gruppe, in der eine/r am Logo die/ der andere am Outfit arbeiten kann, scheint mir beim Gruppenkomponieren das zeitgleiche Arbeiten an einem Ergebnis zum jetzigen Zeitpunkt angebrachter.
Ziel sollte es doch sein, eine Songidee zu haben, wie grob diese auch sei. Danach könnte man evtl. wieder alleine arbeiten, wobei eine/r sich zum Beispiel auf die Melodie und die/ der andere auf die Verfeinerung des Drumgroovs o.ä. konzentriert.
Wer nun aber meint, die Gruppe würde als Gruppe ineffizient arbeiten, der täuscht sich meiner Meinung nach. Ich denke, es hängt vielmehr damit zusammen, dass die Gruppe als kleinsten gemeinsamen Nenner die Form besprochen hat. Nun gilt es anzufangen, sich mit dem Musikgeschmack der einzelnen Gruppenmitglieder auseinanderzusetzen.
Gruppendynamisch betrachtet finde ich das insgesamt sogar sehr intelligent. Sie haben sich nämlich durch die Abstimmung einer Songstruktur sozusagen auf neutralen Terrain getroffen. Denn einen Ablauf zu besprechen, ist weniger gefährlich, als sich auf eine musikalische Idee zu einigen.
Fazit
Im großen und Ganzen läuft das Projekt super. Man könnt meinen, dass meine Kritikpunkte so etwas sind wie: Klagen auf hohem Niveau.Ich möchte dennoch meine (natürlich wieder nur ausschnitthaften Beobachtungen) in einem Tipp für die Musiker_innen zusammenfassen:
- Versucht eine Songskizze zu entwickeln. Es geht nicht um einen fertigen Song!
- Verfeinern kann man immer im Nachhinein. Ich hatte euch gestern das Beispiel vom Malen eines Bildes gegeben: Erst male ich grob vor, dann mache ich es schön und schmücke es aus.
Es hat mir gestern wieder sehr viel Spaß gemacht. Vielen Dank dafür.
Euer Marc Olympia